Funktionsweise

Die Mengenlehreuhr, auch als Berlin-Uhr bekannt, nutzt das Prinzip der Mengenlehre zur Darstellung der Uhrzeit. Die Zeit wird im 24-Stunden-Format angezeigt und kann durch einfache Addition und Multiplikation der brennenden Leuchten ermittelt werden.

Die erste, oberste Reihe besteht aus vier roten Leuchten, wobei jede dieser Leuchten für fünf volle Stunden steht. Die vier roten Leuchten der zweiten Reihe zeigen jeweils eine volle Stunde an. Leuchten beispielsweise die ersten beiden Lichter der obersten Reihe und alle vier Lichter der zweiten Reihe, dann ist es 14 Uhr (2 × 5 + 4 Stunden). Die dritte Reihe setzt sich aus elf Leuchten, drei roten und acht gelben, zusammen. Jede Leuchte steht für fünf vergangene Minuten. Die drei roten Leuchten sind im Viertelstundenabstand angebracht und sollen die Ablesung vereinfachen. Die unterste, gelbe Reihe zeigt schließlich einzelne Minuten an.

Die aktuelle Uhrzeit - es ist jetzt Uhr - ergibt sich aus:

Unerheblich für die Zeitablesung ist die im Sekundentakt blinkende, runde, gelbe Leuchte, die wie eine Krone auf der Uhr trohnt.

Geschichte

Der Berliner Erfinder und Tüftler Dieter Binninger, ein gelernter Uhrmacher, entwickelte die Mengenlehreuhr 1975 im Auftrag des Berliner Senats. Die Uhr wurde am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg aufgestellt und entwickelte sich schnell zur Touristenattraktion. Allerdings hatte sie einen gravierenden Nachteil: Ihr Innenleben bestand aus hunderten von Glühbirnen, von denen ständig welche ausfielen. „Ku’ Damm-Uhr kann eine Menge, nur nicht laufen“ titelte damals die Berliner Zeitung BZ. Die Uhr mußte deshalb laufend überprüft und gewartet werden. Die Betriebs- und Instandhaltungskosten beliefen sich schließlich auf 5000 € jährlich und weder die Stadt Berlin noch der Bezirk Charlottenburg wollten dafür aufkommen. So dämmerte die Uhr viele Jahre mehr defekt als funktionstüchtig vor sich hin bis sie 1995, zwanzig Jahre nach ihrer Aufstellung, abgeschaltet wurde. Einer Initiative von Geschäftsleuten des Berliner Europa-Centers ist es zu verdanken, daß die Uhr heute noch existiert und 1996 einen neuen Platz vor dem Europa-Center gefunden hat.

Dieter Binninger versuchte die konstruktive Schwachstelle seiner Mengenlehreuhr durch die Entwicklung einer Langlebensdauerglühbirne, einer so genannten „Ewigkeitsglühbirne“, zu beheben. Seine Idee war, die Leistungsaufnahme einer handelsüblichen Glühbirne stark zu reduzieren und so eine drastische Verlängerung der Lebensdauer zu erzielen. Zwischen 1980 und 1982 meldete Binninger drei Patente zur „Verlängerung der Lebensdauer von Allgebrauchsglühlampen“ an, die im wesentlichen darauf hinausliefen, die Glühlampe mit Unterspannung zu betreiben. Dadurch wird zwar eine höhere Lebensdauer gewonnen, aber gleichzeitig sinkt der ohnehin schon niedrige Wirkungsgrad der Gühbirne; die verlängerte Lebensdauer muß mit erhöhten Stromkosten bezahlt werden.

Binninger gibt für seine Langlebensdauerglühbirne eine mittlere Lebensdauer von 150000 Stunden - eine handelsübliche Glühbirne hält nur 1000 bis 2000 Stunden - und einen Strommehrverbrauch von 50% an. Für eine 100 Watt Glühbirne entstehen so während der ersten 1000 Betriebsstunden Strommehrkosten von rund 10 € (bei einem Strompreis von 0,20 € pro Kilowattstunde), die weit über dem Anschaffungspreis einer normalen Glühbirne liegen. Binningers Verfahren konnte sich deshalb nicht durchsetzen, liefert aber bis heute Stoff für die abenteuerlichsten Verschwörungstheorien.

Weitere Information

Die Wikipedia Artikel zum Thema: „Mengenlehreuhr“, „Dieter Binninger“, „Ewigkeitsglühbirne“ und „Glühlampe“

Binningers Patente (DE 2921864, DE 3001755 und DE 3213333) können auf DEPATISnet des Deutschen Patent- und Markenamtes recherchiert werden.

Ein Fan der Mengenlehreuhr erzählt von seiner Begegnung mit Binninger: „Die Berlin-Uhr - Die Stunde schlägt nicht, sondern leuchtet!“

Die von Binninger und einer Nachfolgefirma produzierten Modelle der Berlin-Uhr tauchen ab und an auf Berliner Flohmärkten und bei ebay auf.

Eine Tischversion der Mengenlehreuhr wird aktuell von der Firma ASMETEC hergestellt. (Der Autor der Flash-Umsetzung würde sich sicher über eine Namensnennung freuen)

„Fragen und Antworten“ zur Berlin-Uhr.

Die hier vorgestellte Mengenlehreuhr steht unter der Creative Commons 3.0 Lizenz. Sie darf für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden, wenn ein Hinweis auf den Autor oder ein Link auf diese Seite angegeben wird.